Wittstock, 11. Oktober 2025
Grußwort von Katrin Lange, Mitglied des Landtages
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kameradinnen und Kameraden,
liebe Gäste,
ich freue mich, heute einige Worte an Sie richten zu können und ich bedanke mich für die Einladung hier nach Wittstock.
Es ist immer eine Freude, hier zu sein, in einer Stadt, die sich in den letzten Jahren so hervorragend entwickelt hat.
Viele haben daran Ihren Anteil und wie man immer wieder sieht: Ihr Einsatz hat sich gelohnt!
Das Blaulichtfest in Wittstock ist als Dankveranstaltung für alle Akteure der Feuerwehr, der Polizei, der Rettungsdienste, der Rettungshundestaffel und des DRK schon eine schöne kleine Tradition geworden.
Deswegen habe ich die Einladung gerne angenommen, auch wenn wir im Frühjahr unter anderen Voraussetzungen geplant hatten.
Ich bin seitdem aus bestimmten Gründen, die mit dem Potsdamer Politikbetrieb zu tun haben, von meinem damaligen Amt als Innenministerin zurückgetreten.
Und auch Wittstock sieht sich seit dem Sommer mit ganz neuen, schwerwiegenden Herausforderungen konfrontiert.
Manche Dinge aber sollen und dürfen sich nie ändern: Und das ist die rückhaltlose und uneingeschränkte Solidarität von uns allen mit der Blaulichtfamilie in Stadt und Land. - Denn das bleibt immer richtig!
Es kommt noch etwas hinzu: Der Dank an die Blaulichtfamilie ist wohlverdient und dies landauf, landab – aber gerade hier im ländlichen Raum weiß man ganz besonders, was man an ihr hat.
Das gilt vor allem für die Freiwilligen Feuerwehren.
Denn ihr Beitrag für die Gemeinschaft geht hier weit über den eigentlichen, den originären Auftrag hinaus.
Sie sorgen für Gemeinsamkeit und Zusammenhalt im Ort, organisieren Feste und Veranstaltungen und sind eigentlich immer da, wenn Hilfe gebraucht wird. Uneigennützig und verlässlich.
So sind sie nicht nur eine taktische Komponente des Brandschutzes, sondern ein unverzichtbarer Teil des Lebens in unseren Kleinstädten und Dörfern.
Auch für diesen Teil ihres ehrenamtlichen Engagements haben alle Akteure unseren herzlichen Dank und unsere Anerkennung verdient!
Meine Damen und Herren,
Als Haupt- und Ehrenamtliche sind Sie alle ein unersetzlicher Teil unserer Gemeinschaft. Sie bilden einen Grundpfeiler unseres Zusammenlebens. Denn ohne Sicherheit gibt es auch keine Freiheit, gibt es keinen Frieden, und keine Unversehrtheit.
Ob Notfall, Überfall, Waldbrand oder Sturm - Sie sind es, die im Einsatzfall alles stehen und liegen lassen, um zu jeder Tages- und Nachtzeit auszurücken, bei brütender Hitze oder klirrender Kälte, an Sonn- und Feiertagen.
Sie sind immer da, wenn andere Schutz und Sicherheit brauchen. Sie begeben sich dabei auch in Gefahr, um andere vor ihr zu bewahren.
Und Sie leisten diesen Dienst mit Hingabe, Engagement und Kompetenz.
Deswegen muss ich auch auf einen Punkt zu sprechen kommen, der leider an Bedeutung zunimmt.
Wir sind hier nicht in Berlin, und wir wollen auch keine Berliner Verhältnisse, ich jedenfalls will das nicht. –
Aber auch in Brandenburg nehmen Angriffe auf Polizisten und Feuerwehr- und Rettungskräfte zu.
Schwerpunktmäßig geht es dabei um Angriffe auf Polizisten, um Widerstand und tätliche Angriffe. Im letzten Jahr erreichten wir dabei in Brandenburg einen neuen Höchststand mit 1.500 Fällen.
Bei den Feuerwehr- und Rettungskräften handelt es sich um ein niedrigeres Niveau; zum Glück.
Aber auch 72 Fälle in 2024 sind 72 Fälle zu viel, und es ist dies ein Anstieg um 50 Prozent. Anders gesagt: Etwa alle fünf Tage werden Angehörige der Feuerwehr oder andere Rettungskräfte in Brandenburg angegriffen.
Man kann sich als normaler Mensch nur an den Kopf fassen, was mit Menschen los ist, die Feuerwehrleute, Ärzte oder Sanitäter angreifen. Alles Leute, die einem helfen wollen.
In jedem Fall: Solche Angriffe sind natürlich nicht nur völlig unverständlich und inakzeptabel – sie sind auch zutiefst verachtenswert. Das will ich schon deutlich so sagen.
Meine Damen und Herren,
eine wesentliche Grundlage der Blaulichtfamilie ist – vor allem im ländlichen Raum – das Ehrenamt.
Das sollte aber nicht den Blick dafür verstellen, dass die verschiedenen Blaulicht-Komponenten heute auch sehr interessante berufliche Möglichkeiten für junge Menschen in unserer Region bereithalten.
Bessere Möglichkeiten, als dies viele Jahre lang der Fall war!
Sie bieten ihnen sehr interessante Entwicklungsmöglichkeiten, ein sicheres Gehalt, eine sinnerfüllte Tätigkeit und die Möglichkeit, sich in der Heimat eine Lebens- und Berufsperspektive aufzubauen.
Das gilt natürlich für die Polizei, die in Brandenburg schrittweise wieder auf 9.000 Stellen ausgebaut wird und derzeit Jahr für Jahr auf Rekordniveau ausbildet.
Wir haben in Brandenburg zwar nicht sehr viele Berufs- und Werkfeuerwehren, aber auch sie gibt es und auch sie lohnen einen näheren Blick – ob nun Tesla oder der BER.
Und die größte Feuerwehr Deutschlands unterhält die Bundeswehr mit einigen Standorten, die gar nicht weit von hier entfernt sind. Auch die Bundeswehr sucht Personal, und nicht allein für den militärischen Dienst.
Für denjenigen, der das Ehrenamt in eine hauptberufliche Tätigkeit überführen möchte, bieten sich heute so gute Möglichkeiten wie schon lange nicht mehr, denn auch um die Blaulichtfamilie machen die großen Verrentungs- und Pensionierungswellen der geburtenstarken Jahrgänge keinen Bogen.
Auch wenn wir heute vor allem das Ehrenamt feiern, wollte ich auf diesen Sachverhalt schon hinweisen, denn natürlich braucht jeder Mensch auch eine berufliche Perspektive. Denn nur von Luft und Liebe kann man auch nicht leben.
Meine Damen und Herren,
das Engagement in allen Bereichen der Blaulichtfamilie verdient aber nicht nur Dank, sondern vor allem tatkräftige Unterstützung. Denn von nichts kommt nichts.
Deshalb wird die Polizei in Brandenburg wieder gestärkt.
Deshalb wird die Ausstattung der Einsatzkräfte Zug um Zug verbessert.
Deshalb bekommt die Landesfeuerwehrschule einen zweiten Standort.
Und deshalb werden die Möglichkeiten zur zentralen Beschaffung von Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr verbessert.
Deshalb wird das Land Brandenburg aus dem Sondervermögen des Bundes 200 Millionen Euro für Investitionen im Blaulichtbereich nutzen.
Deshalb werden Katastrophenschutz-Leuchttürme aufgebaut.
Und deshalb wird die Nachwuchsgewinnung im Brand- und Katastrophenschutz vom Land weiter gefördert.
Das ist natürlich alles nicht nur richtig, sondern das ist auch dringend erforderlich. Und das muss auch so bleiben!
An dieser Stelle ist ein besonders Wort des Dankes fällig für die ausgezeichnete Arbeit der Jugendfeuerwehren.
Landesweit steigen ihre Mitgliederzahlen seit Jahren. Das spricht für eine exzellente Arbeit; und es handelt sich ja auch um eine der sinnvollsten Aktivitäten, denen man als Jugendlicher überhaupt nachgehen kann.
Das Hauptproblem ist hier also nicht die Nachwuchsgewinnung an sich, sondern die spätere Überleitung der jungen Menschen in die Einsatzabteilungen.
Ausbildung, Studium, Beruf und Familiengründung lassen da oft Abbrüche entstehen. Und deswegen meine ich, dass mein Hinweis auf die verschiedenen hauptamtlichen Möglichkeiten im Blaulichtbereich auch zum heutigen Blaulichtfest in Wittstock gehört.
Meine Damen und Herren,
ich will abschließend meiner Überzeugung Ausdruck verleihen, dass es bei der nötigen Solidarität mit der Blaulichtfamilie kein Wackeln und keine Zweideutigkeiten geben darf. Sie alle verdienen nicht nur Applaus bei Dankveranstaltungen, sondern die rückhaltlose Unterstützung der Gemeinschaft, für die sie täglich ihren Dienst tun.
Das gilt auch für die Polizei. - Gewiss, Fehler passieren überall, wo gearbeitet wird, aber das ist kein Grund für ungerechtfertigte pauschale Vorwürfe.
Es gibt bei unserer Polizei keinen „strukturellen Rassismus“, niemand ist da auf irgendeinem Auge blind, und es gibt kein „racial profiling“. Das ist alles Quatsch und niemand hat es verdient, beleidigt und angegriffen zu werden.
Auch wenn die Lage hier bei uns im ländlichen Brandenburg noch besser ist als anderswo, so sind die „ACAB“-Schmierereien der Linksextremisten auch hier im öffentlichen Raum zu sehen. Ich halte das für zutiefst schäbig und unanständig! Ich bin und bleibe auch ohne Ministeramt grundsätzlich pro Polizei!
Meine Damen und Herren,
liebe Mitglieder der Blaulichtfamilie, mit ihrem Einsatz zeigen Sie täglich, was Verantwortung in der Praxis bedeutet. Sie alle sind damit Vorbilder für Mut, Einsatz und Mitmenschlichkeit.
Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und dass Sie immer gut gerüstet in die Einsätze gehen und heil und unversehrt daraus zurückkehren.
In diesem Sinne: Ganz herzlichen Dank!
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